17. Juni 2025
Vocale Neuburg bei den Basilikakonzerten

So könnte der Kosmos klingen: so schön, so rund, so groß. Vocale Neuburg unter der Leitung von Oskar Egle hinterließ bei den Rankweiler Basilikakonzerten am 15.06.2025 einen großartigen Eindruck. Dieser Chor wagt etwas, seien es chorische Improvisationen, stimmliche Grenzlagen, Spiel mit dem Kirchenraum, anspruchsvolle Soli und Werke, die von jedem einzelnen Chormitglied ein Maximum an Intonationssicherheit und Klang verlangen.

Das durchdachte Programm spannte den Bogen von einer Motette der franko-flämischen Vokalpolyphonie eines G.P. da Palestrina, über J.S. Bachs „Jesu meine Freude“ zu zeitgenössischen Sätzen von Ph. Stopford, M. Völlinger und   Ē. Ešenvalds. Und dann das wunderschöne „Heast as net“ von Hubert von Goisern in der Fassung von Franz Herzog, das allmählich in traditionelle Spirituals in selten zu hörenden Sätzen überging.

Zwischen den thematischen und stilistischen Blöcken sorgte der hochprofessionelle Vibraphonist David Soyza für genialische, aus dem Moment heraus entstandene Übergänge. Zuweilen improvisierte er zu den Chorsätzen auch eine Begleitung bzw. einen Kontrapunkt.

Das begeisterte Publikum erklatschte sich ein norwegisches Gute Nacht-Lied als Zugabe. Was für ein abendlicher Klangkosmos!

21. Mai 2025
Aglaia Maria Mika und Christoph Schönfelder
 

Die hohe Kunst der Improvisation zeigten die Sängerin Aglaia Maria Mika und der St. Galler Domorganist Christoph Schönfelder bei den Rankweiler Basilikakonzerten am 18.05.2025. Texte von Hildegard von Bingen waren Ausgangspunkt für vokale und organistische Improvisationen, die so fein aufeinander abgestimmt wirkten, als wären es Kompositionen. Die Fähigkeit einander zuzuhören und vor allem Intuition sahen Mika und Schönfelder im Vorgespräch als entscheidende Faktoren für das Gelingen einer solchen Herausforderung. Aglaia Mika kennt und lebt die Gesänge der Hl. Hildegard von Bingen mit großer Intensität, der Raumakustik wie den Textinhalten feinsinnig nachspürend. Die klangvolle Stimmgebung, ihre Fokussierung, füllt Kirche und Herzen. Christoph Schönfelder spielt drei große Orgel-Solowerke von Johann Sebastian Bach, auswendig, durchdacht, sensibel und mit einer Souveränität, die man nur selten so erleben kann. Das ist Orgelkunst auf allerhöchstem Niveau! Ein starkes Programm zwischen Hildegard und Bach, von zwei herausragenden Könnern präsentiert. Das Publikum dankte stehend, mit begeistertem Applaus.

24. April 2025
Der Basilikachor konzertierte bei den Basilikakonzerten

Der Basilikachor Rankweil hatte sich gemeinsam mit dem Kirchenchor Weiler ein herausforderndes Programm für das erste Basilikakonzert 2025 ausgesucht, das den beiden Chören alles abverlangte. Zwei Uraufführungen, und zwar des slowenischen Komponisten Damijan Mocnik und des Wiener Jazzmusikers und Komponisten Christoph Cech, dazu Musik, die erst in den letzten 15 Jahren entstand, kontrastierten mit neobarocker Instrumentalmusik „Aus Holbergs Zeit“ von Edvard Grieg. Christoph Cech hat auf der Textgrundlage des aramäischen „Vater Mutter unser“ eine freitonale, rhythmisch und metrisch hoch anspruchsvolle, in der Textausdeutung berührende Komposition vorgelegt, die einen starken Eindruck hinterließ. Cech verlangt auch den Gesangssolisten – Anita Flurina Ströhle, Sopran, und Clemens Breuss, Tenor – viel an Intonationssicherheit und Strahlkraft ab. Gerda Poppa setzte dazu wertvolle rhythmische Impulse am Schlagzeug.

Von beeindruckender Schönheit ist die „Missa Sti Francisci Assisiensis“ von Damijan Mocnik, die von den Chören souverän dargeboten wurde. Zum künstlerischen Erlebnis wurde das Werk „Luminous Night of the Soul“ des norwegischen Komponisten Ola Gjeilo. Mit größter Hingabe, über sich hinauswachsend, boten die Chöre unter der klaren, motivierenden Leitung von Michael Fliri eine mitreißende, zu Herzen gehende Deutung. Unterstützt wurden die Sängerinnen und Sänger von einem Streicherensemble  und Mayya Melnichenko am Klavier. Das begeisterte Publikum in der ausverkauften Kirche erklatschte sich eine Teilwiederholung des Werks von Gjeilo. Eine Riesenleistung aller Beteiligten, die hohe Anerkennung verdient!

12. November 2024

Chor JOY bei den Basilikakonzerten

„Wider alle Unbill“ lautete das Motto des letzten Basilikakonzertes im Jahr 2024. Der Chor JOY aus Hohenems unter der Leitung von Jürgen Waibel setzte ein starkes Zeichen der Hoffnung gegen die Herausforderungen der Gegenwart. Beispielhaft für diese Hoffnung stand die Uraufführung des Songs „Hope against all hope“ des deutschen Komponisten Peter Schnur. Der Name JOY ist seit 26 Jahren Teil der Identität des Chores; die Freude am Singen und an der Gemeinschaft formte das ganze Konzert. Der Chor präsentierte ein Programm, das von einem argentinischen Traditional über „Ich glaube“ von Udo Jürgens bis zu einem Gen Verde-Song reichte. Farbig, rhythmisch, poppig und unbeschwert war dieses restlos ausverkaufte Basilikakonzert. JOY fasziniert mit einem runden, bemerkenswert schönen Chorklang. Einige der Chormitglieder traten auch souverän als Solisten und Solistinnen hervor. Ein fein besetztes Instrumentalensemble begleitete den aus 36 Stimmen bestehenden Chor. Begeisterter Applaus dankte allen Beteiligten.

22 Oktober 2024

Starkes Trio bei den Basilikakonzerten

Bleibend sind die Eindrücke aus dem vorletzten Basilikakonzert diesen Jahres. Eine stringente Dramaturgie, die sich thematisch mit der Flüchtigkeit des Glücks beschäftigte, professionelle Künstler und Kompositionen, die unter die Haut gingen, waren einige der Merkmale dieses Konzertes. Sabine Winter, Sopran, deutete mit klarer, leichter Stimmführung die hochanspruchsvolle Arie „Ich esse mit Freuden mein weniges Brot“ aus der Kantate BWV 84 von J.S. Bach. Die Marienfrömmigkeit von Louis Vierne in „Les Angélus“, Engel des Herrn, formte sie mit Wärme und Weichheit.

Huub Claessens eröffnete das Konzert mit der berühmten Flötensonate von C.P.E. Bach, hier in einer Fassung für Saxophon. Claessens zeigte mit großer Flexibilität und Souveränität die klassisch-klanglichen Möglichkeiten des Instruments jenseits aller Klischees. Das opus ultimum von Hugo Wolf, die Lieder nach Gedichten von Michelangelo Buonarotti, interpretierte er mit profundem Bass, erschütternder Kraft, wo dies notwendig war, und Hingabe an dieses besondere Werk.

Michael Schwärzler an der barocken Pflüger-Orgel stand vor der Herausforderung, Werke, die zum Teil für Klavierbegleitung geschrieben sind, auf der Orgel darzustellen. Es gelang ihm, durch geschickte Registerkombinationen auch französisch-romantische Farben zu assoziieren. In einer Improvisation nahm Schwärzler Themen des nachfolgenden Werkes von Vierne vorweg und stimmte die Zuhörer*innen so feinsinnig ein. Im Lied „Morgen“ von Richard Strauss ließen Sabine Winter, Huub Claessens, der mit dem Saxophon die Melodie aus dem Klaviersatz spielte, und Michael Schwärzler den Konzertabend stimmungsvoll positiv ausklingen. Der begeisterte Applaus des Publikums führte zu einer Zugabe mit einem Lied von Konstantin Wecker. Einfach schön!

23 September 2024
Von der Würde des Menschen

Erstmals haben die Rankweiler Basilikakonzerte die Landesgedächtniskapelle bespielt, den Ort, der dem Gedenken der Opfer von Gewalt, vor allem der unantastbaren Würde des Menschen gewidmet ist. Um allen Interessenten ein Konzerterlebnis an diesem besonderen Ort zu ermöglichen, fand das Konzert dreimal hintereinander, nur von kurzen Pausen unterbrochen, statt. Für die junge iranische Cellistin und Komponistin Baran Mohammadbeigi und den Cellisten Martin Merker war dies eine konditionelle Herausforderung. Martin Merker hatte passend zum Thema einige anspruchsvolle und packende Werke ausgewählt, so aus einer Cello-Solosuite von Johann Sebastian Bach, eine von orthodoxen Kirchengesängen inspirierte Suite von Benjamin Britten und ein virtuoses Capriccio von Joseph Dall` Abaco. Zum berührenden Höhepunkt wurde die Uraufführung des Werkes Tanzend, weinend von Baran Mohammadbeigi, die in ihrer von persischen Skalen inspirierten Musik an die seit 1989 verbotene Volkskultur der auf den Straßen tanzenden und singenden Frauen erinnerte. Die Komposition Lalai. Schlaflied zum Wachwerden von Barbara Heller ist den iranischen Frauen gewidmet, die u.a. im Chomeini-Regime verhaftet und ermordet wurden. Martin Merker war der ideale Interpret dieser fordernden Werke: seine technische Souveränität und klangliche Vielfarbigkeit, der spielerische Nuancenreichtum, die Energetik und seine völlige Hingabe an die Musik – die sich im dritten Konzert sogar noch weiter intensivierte – ließen wohl niemanden in der ausverkauften Kapelle unberührt. Zum virtuosen, spielerischen Höhepunkt geriet die abschließende Darbietung der 10. Sonate für zwei Violoncelli von Jean-Baptiste Barrière, die von Martin Merker und Baran Mohammadbeigi mitreißend gedeutet wurde. Pfarrer Dr. Walter Juen fügte in den Konzertablauf bestens passende Gedanken und Texte von Pico della Mirandola, Victor Hugo und Miguel de Cervantes zur Würde des Menschen, zu Freiheit und Verantwortung ein. Begeisterter Applaus dankte den Akteuren.